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Barcelona: Spielplatz der Kreativen

Im Wettbewerb der Städte um Talente spielen das inspirierende Ambiente und der kreative Spirit der Bewohner eine entscheidende Rolle. Heute müssen Städte als Wirtschafts- und Lebensräume nicht nur zukunftsorientierte Arbeitsplätze, eine kluge Verzahnung von Produktion, Campus und smarten Dienstleistern bieten, sondern auch hohe (ökonomische, ökologische und soziale) Lebensqualität und attraktive Freiräume für die persönliche Entfaltung.

Derzeit matchen sich in Europa – aus meiner Sicht – drei Metropolen um die Führungsrolle der Creative City: Berlin, Istanbul und Barcelona. Jede der drei Städte hat ein eigenes genetisches Profil, genuine kreative Milieus und entsprechend andere Schwerpunkte in der Stadt-Entwicklung – eine ideale Voraussetzung für die Marken-Differenzierung im Standort-Wettbewerb.

Die DNA von Barcelona ist zweifellos seine ästhetische Vorreiterrolle im  Bereich Design und Architektur und deren stringente Umsetzung im öffentlichen Raum. Was wie ein einfaches Rezept aussieht, ist strategisches Kalkül: man engagiere die kreative Internationale, gebe den Bau-Meistern etwas Spielgeld und lasse sie ihre Brand Lands, funkelnde Symbol-Architektur, ihre Hotel-Tower und Designer-Klötze über den Stadtraum verteilen.

Im Falle Barcelonas ist es aber weit mehr: seit dem Schub Anfang der 1990er Jahre dank der Olympischen Spiele verfolgt die Stadt einen kühnen Stadtumbau hin zu einer Zukunfts-Metropole, die Hi-Tech und Urban Design, Wissensgesellschaft und Subkultur verbindet. Nirgendwo in Europa gibt es ein derart ambitioniertes Zukunftslabor wie im transformierten ehemaligen Industrieviertel Poblenou, dem (etwas angestrengt bezeichneten) Business-Viertel „22@Barcelona“, direkt am Meer.

Vor allem aber ist Barcelona – und darin sehe ich den Vorsprung gegenüber anderen Metropolen – „open minded“ gegenüber seinen Subkulturen und Verhaltensoriginellen. Die Dichte und Qualität der Graffitis können es mit jenen in London aufnehmen, die Start-ups, Guerilla-Shops und Gastro-Szene sowie die innerstädtischen! Migrantenviertel sorgen für interkulturelle Inspiration und subkulturelle Impulse.

An vielen (auch prominenten) Ecken und Enden der Stadt – vor dem Hotel W ebenso wie vor dem MACBA, dem Museum moderner Kunst – sieht man junge Leute ihre Trendsportarten wie Skaten, Free Running, Slack Lining etc. unbekümmert ausagieren (in München hingegen mussten die Surfer jahrelang mit der Verwaltung um ihre Wellen im Eisbach im Englischen Garten kämpfen). Auch darin zeigt sich eine standortpolitische Tugend: “What you cannot manage in fact, you must manage emotionally” (Ronald S. Burt).

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