Nun hat auch Wien endlich sein „Weltstadthaus“ – Peek und Cloppenburg eröffnete vor kurzem sein neues Modehaus in der Wiener City. Es überzeugt mit seiner puristischen Fassade, die sich unangestrengt in die historische Umgebung einpasst, mit 85 riesigen Fenstern (Schau-Fenster im Wortsinn), einem gut inszenierten Mix an Mode-Labels und einem speziellen Store-in-Store-Konzept für Fashionistas.

Damit rückt nun auch in Wien verstärkt ein Trend ins Blickfeld, den wir schon vor Jahren vorweggenommen hatten und in unseren Beratungen fürs Stadt-Marketing entsprechend einsetzten: die Renaissance der innerstädtischen Kauf-Landschaft. Überall sprießen sie seitdem hervor – kleine, feine Shopping-Tempel wie die Fünf Höfe in München, das Quartier 207 in Berlin, das avantgardistische Selfridge in Birmingham, aber auch anspruchsvolle Einkaufszentren abseits der Mondäne wie die Arkaden in Münster oder die Rathaus-Passage in Innsbruck.

Diese Wiederbelebung der City als Marktplatz und Kontakthof geht einher mit einem Werte- und Strukturwandel – das urbane Gewebe verändert sich: je polyzentrischer die Stadt wird, je mehr sie ausfranst in Agglomerationen und Subzentren, desto mehr steigt die Sehnsucht der Bürger nach Identität, nach ihrer (historischen und kollektiven) Mitte. Die Innenstadt ist das Epizentrum der Emotionen, die Neue (alte) Mitte wird entsprechend inszeniert und – so es gut gemacht ist – mit Design- und Architektur-Symbolen inspirierend aufgeladen. Community Building im besten Sinn.

Das städtische Attraktions-Management erfordert einen strategischen Dreiklang: Konsum, Kommunikation und Kultur. Wer in Großstädten auf Shopping-Safari geht, den erwartet heute ein mehr oder minder dichtes Portfolio von Kaufhäusern, Mainstream-Filialisten, an Concept Stores und (in City-nahen Szene-Vierteln) kreativen Shopping-Formaten wie z.B. pop-up-Stores. In Zeiten globaler Uniformität hängt die Attraktivität einer Einkaufsstadt stark von ihrer kreativen Shopping-Szene ab, von bunten Hunden und trojanischen Pferden wie Guerilla-Shops und Cross-Lifestyle-Läden. Diese Hinterhof-Unternehmen mischen nicht nur den genormten Einheitsbrei auf, sie sind Attraktionspunkte für Bewohner (zumal für moderne Performer und andere urbane Leitmilieus) und Touristen.

Shopping jedoch ist anstrengend. Um zum Konsum beiläufig zu verführen, müssen Innenstädte mehr Chillout- und konsumfreie Zonen (Best-Practise: das Museumsquartier in Wien) bereitstellen, ihre Stadt-Möbel attraktivieren und Zwischenräume subkulturell bespielen lassen. Eine Stadt lebt von ihrer Polarität – von Spannung und Entspannung, Be- und Entschleunigung. Hier die Szene-Spots, wo sich die jungen Freaks beim Parcours, Slacklining etc. austoben, dort die Ruhe-Zonen, wo man die Jumps erste Reihe fußfrei beobachten kann und – hoffentlich im Free Wifi – via Smartphone durchs Netz surft und wie ein Trüffelschwein ungewöhnliche Shops in der Nähe scannt.

Andreas Reiter hielt über die Zukunft des Einkaufens im September 2011 einen Vortrag im Innsbrucker Rathaus.

http://www.innsbruckmarketing.at/index.php?pageid=23&pid=5

http://tirv1.orf.at/stories/537855/

Interview Andreas Reiter im St. Galler Tagblatt: http://www.tagblatt.ch/intern/focus/Erlebnis-Einkauf;art120371,3054669

 

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