Unter den Big 3 der europäischen Städte London, Paris und Berlin ist die britische Metropole zweifellos die international stärkste Marke. Berlin hat die umtriebigste Party-Szene und eine gepflegte Subkultur, Paris wiederum ist eine dekorierte alte Dame. London aber verströmt Kraft und souveräne Weltläufigkeit.

Dennoch, London ist im Umbruch. Die Stadt ist zwar immer noch – nach New York – die Power Station der globalen Finanzindustrie (310.000 Leute arbeiten in diesem Sektor, 60.000 Jobs gingen seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 verloren), strengere EU-Regulierungen und asiatische Finanzzentren wie Shanghai werden aber zu einer langfristigen Bedrohung für die „City“. Gravierend sind auch die sozialen Spannungen in dieser Mega-City, in der die „kleinen Leute“ sich das Leben nur noch in den Randbezirken leisten können. Es wächst ein prekäres Proletariat am Speckgürtel heran, immer mehr Jugendliche sind ohne Schulabschluss, vor allem unter den Migranten – die Spannungen haben sich 2011 in blutigen Gewalt-Protesten entladen.

Generell kann London mit Lebensqualität nicht wirklich punkten (die Stadt liegt z.B. in der Mercer-Studie 2011 auf Platz 38 der lebenswertesten Städte der Welt), trotz ihrer kleinteiligen Stadt-Strukturen, trotz der großzügigen Parks und eingestreuten ländlichen Idyllen (wie etwa dem verwunschenen Regent’s Canal), trotz ihrer funktionierenden Pub-Kultur, die ganze Nachbarschaften mit Quiz-Abenden u.a. zusammenhält.

Dennoch, allen Widrigkeiten zum Trotz, ist London der Magnet für Talente wie für Touristen und saugt junge Leute aus aller Welt an. „Great cities are tough; their ugliness is inseparable from their sexiness“ (Jonathan Tel).

Die große Stärke der britischen Metropole ist ihre Diversität in jeder Hinsicht: weltweiter Finanzplatz, Kunst-Zentrum, Hub der Kreativ-Industrie, kultureller Melting Pot. Hier wird ständig irgendwo der Cocktail der Zukunft gemixt, in den schäbigen Ateliers von Hackney, in den lärmenden Studios von Hamden, an den cool designten Bürotischen in den Townhouses an der Themse.

Das touristische London beherrscht die Klaviatur der Aufmerksamkeits-Ökonomie und bietet in jeder Produkt-Kategorie Attraktionen von höchstem Niveau,  ob Szene-Bars oder Boutique-Hotel. 2012 stehen gleich zwei Mega-Events auf dem Programm: die Olympischen Sommerspiele und das 60. Krönungsjubiläum der Queen. Wie üblich schieben vor allem die „Games“ nachhaltige Infrastruktur-Projekte an – so werden derzeit die drei Stadtteile Westminster, Kensington und Chelsea flächendeckend mit kostenlosem WLAN versorgt.

London ist der phantasievollste (Hi-)Story Teller im alten Europa. Es ist vor allem das kreative Gen, das dieser Metropole immer neue Aufschwungphasen beschert. Nirgendwo ist Kunst so selbstverständlich in den Alltag der Bewohner integriert wie in London. An jeder Ecke eine Kunst-Gallerie, ein Theater. Ob Tate Modern oder das British Museum: der Eintritt in die öffentlichen Museen ist kostenlos, Alt und Jung sitzen zwanglos mit einem Sandwich zwischen den Kunstwerken, man darf fotografieren und muss nicht (wie bei uns in jedem Bezirks-Museum) seinen Rucksack abgeben. So bringt man die Menschen zur Kunst, stärkt seinen Ruf als kultureller Hot Spot. Und holt sich Inspirationen für die Zukunft.

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