Die Suche nach Glück treibt den Menschen lebenslang an. Die Frage ist, wollen wir ein Glück light, wollen wir das große Drama oder greifen wir nach dem Glück im Alltag, nach all den kleinen Momenten, die uns das Leben verschönern?
Lebenskunst liegt, so banal es klingt, weniger im Ziel als im Weg dorthin. Die Amerikaner haben bezeichnenderweise nicht das Glück selbst, sondern das Streben nach Glück in ihrer Verfassung verankert (The Pursuit of Happiness). Glück, das ist die tägliche Gartenarbeit, die irgendwann ihre Früchte trägt. Glück lässt sich nicht aktiv suchen, nicht greifen, es gibt keinen Fahrplan dorthin, keine App. Wenn, dann stoßen wir scheinbar zufällig darauf. Man muss sich dem Glück „seitwärts nähern, wie ein Krebs“, meinte ein kluger Kopf.
Zum Glück gehört aber auch eine positive, kraftvolle Utopie, sonst würde sich der Mensch aufgeben. Wer keine neuen Ziele mehr hat, der wiederholt immer nur seine Gegenwart und stirbt allmählich ab. Unsere Gesellschaft ist momentan in einem schwächlichen Zustand, in einer Phase der Rekonvaleszenz. Sie hat noch nicht genügend Kraft für neue Utopien, daher beschäftigen wir uns vorwiegend mit kosmetischen Fragen, z.B. ob die Griechen die nächste Tranche an Hilfsgeldern in vier Monaten kriegen oder in acht, um wie viel Prozent wir die CO2-Emissionen reduzieren, um wie viel wir den Anteil der Radfahrer in den Städten erhöhen müssen usf. Diese Einzelziele sind zwar wichtig, aber wirklich zielführend sind sie nur als Teil einer großen Vision. Wer nicht weiß wo er hin will, wird sich schnell verlaufen.
Glück ist ein sehr subjektives Wohlbefinden, es geht aber deutlich über die 3 S – Sex, Schokolade und Spiritualität – hinaus. Die Glücksforschung hat ja dazu verschiedene Ansätze entwickelt. Die einen sprechen von Glück als Flow, als Aufgehen in einem konzentrierten, fast rauschhaften Zustand, z.B. in einer künstlerischen Tätigkeit, oder beim Extremsport. Die anderen betonen die soziale Komponente – Glück beruht demnach vor allem auf gelingenden sozialen Beziehungen.
Das Match heißt nicht Glück oder Zufriedenheit – nachhaltiges Glück besteht in Zufriedenheit. Dies lässt sich auch aus den Glücksstudien wie dem World Happiness Report herauslesen, der die Lebenszufriedenheit von Nationen misst. An der Spitze liegen die skandinavischen Länder, angeführt von den Dänen. Was die weltweit glücklichsten Länder ausmacht: es handelt sich durchwegs um wohlhabende Länder, Wohlstand ist zwar eine Grundvoraussetzung für Glück, das Bruttosozialprodukt allein macht aber noch keine Lebenszufriedenheit. Glückliche Länder sind meist auch klein, tolerant, haben ein intaktes soziales Gefüge. Im Falle Dänemarks kommt zum entspannten Lebensstil ein egalitärer Grundton dazu.
Glückliche Nationen sind eher pragmatisch, wie die Schweiz, ebenfalls ein Land ganz oben auf der Glückskarte. Dort regiert ja eher emotionales Mittelmaß auf hohem Niveau. Diese Swissness – diese Grundzufriedenheit mit den Dingen des Lebens, die aber nie in wahnsinnige Leidenschaft oder Glücksschwankungen umkippt, kommt offenbar der menschlichen Vorstellung von Glück am nächsten.
Für anhaltendes Glück sind Beständigkeit und Sicherheit wichtige Voraussetzungen, also ein pragmatischer, vernünftiger Zugang statt tosender Leidenschaft. Motto: Entdecke den Schweizer in dir. Oder den Buddhisten. Leidenschaft, starke Gefühle schlagen ja schnell in großes Unglück um.
Das Leben ist ja eine Wildwasser-Partie. Mal geht die Welle rauf, mal runter. Lebenskunst besteht darin, hier die eigene Ideallinie zu finden, Berg und Tal, Glück und Unglück als Pole zu akzeptieren und – in ihrer Tragweite – zu relativieren. Beides gehört zusammen. Das Unglück kann also immer auch der Anfang von Glück sein… Das ist der Fluss des Lebens.
Dieser Text ist ein kurzer Auszug eines Interviews mit Andreas Reiter in der letzten Ausgabe der Magazin-Reihe „2012. Das vielleicht letzte Magazin der Welt“ (Red Bull Media House) zum Thema Glück
HAllo Andreas hast du meine Einladung zum Weinachtel gesehen?
Lieben Gruss Dorli
Dorli Muhr WINE&PARTNERS Peter-Jordan-Strae 6/3 1190 Vienna AUSTRIA T: +43 1 369 79 900 F: +43 1 369 79 909 M: +43 664 180 40 39 d.muhr@wine-partners.at http://www.wine-partners.at
Ein kluger Beitrag.
Ich bin glücklich. Manchmal habe ich das Gefühl, das gehört sich gar nicht.
Das Glück genießen und als Reiseproviant fürs Leben einpacken 🙂
Die meisten Menschen sind unglücklich, weil sie vom Glück zu viel verlangen. Der Ehrgeiz ist der größte Feind des Glücks, denn er macht blind.
stimmt das?
grossartiger Beitrag von dir.
sehe ich genauso, lieber sepp. also lieber seitwärts ans glück robben :-)…