Destination Future Tourism

Schleswig-Holstein: Wo das Glück wächst

Die markantesten Destinations-Kampagnen werden – derzeit – im hohen Norden gemacht. Island zielt mit seinem wunderbaren Story Telling Inspired by Iceland (http://www.inspiredbyiceland.com) auf die Trüffelschweine ab, die abseits der touristischen Postkartenmotive inspirierende Erlebnisse suchen. Die Kampagne Do it for Denmark des Reiseveranstalters Spies Rejser wiederum will Pärchen im Urlaub nicht nur zu erotischem Glück animieren, sondern damit auch – verbunden mit Incentives wie „Eisprung-Rabatt“ – die niedrige Geburtenrate des Landes erhöhen (https://www.youtube.com/watch?v=vrO3TfJc9Qw).

Urlaub und Glück – die Verbindung ist so alt wie die Geschichte von Adam und Eva, die einst unschuldig glücklich im Garten Eden lebten. Als sie jedoch vom Baum der Erkenntnis naschten, wurden sie aus dem Paradies vertrieben. Dieser Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies markierte nicht nur den Anfang der Migration, sondern auch den Beginn der touristischen – Glückssuche.

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Seit damals suchen Menschen immer wieder diesen Garten Eden Momente des Glücks, die dem Leben Sinn und Bedeutung verleihen, ein Leuchten in den Alltag zaubern. Sigmund Freud hatte noch behauptet, Glück sei im Schöpfungsplan nicht vorgesehen – der Mann hat sich bekanntlich in vielem geirrt, er hat ja auch noch nie ein Instagram-Foto gesehen. Sonst hätte er gewusst, dass eine Branche ganz besonders das temporäre Glück stimuliert: der Tourismus.

OLYMPUS DIGITAL CAMERATouristiker verkaufen schließlich keine Betten oder Sonnenuntergänge, sie sind Fluchthelfer aus dem Alltag, zuständig für das schnelle Glück: joy. Der Neuromarketer Hans-Georg Häusel hat in seinem klugen Buch ‚Think Limbic‘ die limbischen Bausteine des schnellen Glücks der Konsumenten ausgeleuchtet, es geht dabei im Kern immer um die Emotionen:

  • Balance: Erlebnisse, die Sicherheit bieten, an früher (z.B. an die Kindheit etc.) erinnern
  • Stimulanz: Das Neue, Ungewohnte suchen, die Belohnung, dem Alltag zu entfliehen
  • Dominanz: etwas Besonderes erleben, das mich abhebt von den anderen (=Status-Denken).

Destinationen sind dreidimensionale Erlebnisräume, die – mit einer orchestrierten Gesamtleistung der Gastgeber – diese Glücksgefühle beim Gast hervorrufen können. Glück entsteht dabei immer zwischen den Polen Über- und Unterforderung, im Wechselspiel zwischen Anspannung und Entspannung. Es kann ein Aufgehen in einem konzentrierten, fast rauschhaften Zustand (z.B. Extremsport, Kunst, Exstase etc.) sein, ein Flow. Es kann aber ebenso gut auch in der Langeweile liegen, verstanden als lange Weile, als Pause zwischen den Tätigkeiten, in der man Energie tankt und sich neu auflädt.

 

Mutter und Kind im Watt_Glückswackstumsgebiet_Copyright Getty Images_Kann man Glück kaufen? Ja, in Form von Erlebnissen (in der Postmoderne längst wichtiger zur eigenen Differenzierung als Produkte)… Erlebnissen, die man – so die Glücksforschung – am besten mit anderen teilt.  Mehr noch, man kann das schnelle Glück auch zum Wachstum bringen. Wo? In Schleswig-Holstein.

Das Tourismusland im hohen Norden positioniert sich mit seiner aktuellen Kampagne als „Glückwachstumsgebiet.“ Was der dortigen Tourismusagentur TASH an finanziellen Mitteln fehlt, macht sie mit enormer Kreativität und bemerkenswerten viralen Marketingaktionen wett.  Keine gestylten Models, kein Schönwetter-Tralala, sondern kantige, nordische Vibrations. Die touristischen Glücksbringer wissen, dass das Urlaubsglück im Dreiklang erforschenmarkierenteilen liegt; und so lassen die Akteure an den (un-)gewöhnlichsten Orten Magic Moments entstehen. Und kommunizieren diese in Pink, „der flüchtigsten aller Farben“ – wissend, dass das Glück temporär und vergänglich ist. Wer so achtsam mit Glück umgeht, der hat sich das seiner Gäste mehr als verdient.

©Kampagnen-Fotos: TASH, http://www.sh-business.de/

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Andreas Reiter hielt auf dem Tourismustag Schleswig-Holstein im Dezember 2014 einen Vortrag über Touristiker als Glücks-Dealer.

Die Präsentation können Sie von unserer Website herunterladen: http://www.ztb-zukunft.com/kompetenzen/zukunftsentwicklung/vortraege.html

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