Die Pandemie hat die Städte kalt erwischt – seit nunmehr zwei Jahren geht der Urban Blues um: Dichtestress, erodierende Innenstädte, die Kulturszene im Off, das Nachtleben vertagt, die Wohnungspreise im steilen Anstieg, der (internationale) Städte-Tourismus in der Warteschleife usf. Dazu kommen die (unerwarteten) Absatz-Bewegungen seitens der Millennials – 13% der Großstädter in Deutschland wollen laut Ifo-Umfrage raus aufs Land, die Ko-Dörfer wachsen, nicht nur rund um Berlin.

Doch Städte sind enorm widerstandsfähig und adaptiv. Zum einen sind sie ideale Real-Labore für den regenerativen und smarten Umbau unserer Welt, zum andern ziehen sie – mit ihren innovativen Ökosystemen – immer neue Talente und damit neue Ideen an. Städte sind und bleiben die Umschlagplätze der Zukunft. In der flüssigen Moderne geht es freilich längst nicht mehr um Gegensätze (also z.B. Stadt-Land), sondern um intelligente Osmose. Ein zunehmend multilokaler Lebensstil bringt einen wechselseitigen Transfer von Lebensstilen mit sich: die Stadt wird grüner, das Land kreativer. Renaturierung hier, Urbanisierung dort. Urbane Landwirtschaft hier, smarte Produktion auch dort.
Was aber bleibt, ist der Dichtevorteil der Städte – in pandemischen Zeiten ein gravierender Nachteil, in der nun heraufziehenden Endemie freilich wird gerade die soziale und kulturelle Energie der Stadt zum Booster für ihr glänzendes Comeback – in Kultur, Nachtleben, Tourismus. Hatten wir zwei Jahre lang jeden Morgen auf die Dashboards gestarrt, so geht es nun bald wieder raus aus den virtuellen Bubbles und rein ins pralle, gemeinschaftliche Leben. Städte sind soziale Resonanzräume – sie triggern unsere Sehnsucht nach inspiriert werden, nach berührt werden und berühren. In der Kantine. Im Konzertsaal. Am Tresen.

Städte sind neuronale Netzwerke, in denen divergente Akteure im dichten Austausch stehen und so Neues schaffen. Das urbane Versprechen beruht auf Diversität und Co-Kreativität. Die Begegnungen können (algorithmisch etc.) kuratiert sein, oder sie erfolgen zufällig. Und gerade dieser Zufall – ein Mehrwert des Stadtlebens – bedingt den Einfall: “Die Produktivität der Stadt lebt aber davon, dass Unvorhergesehenes geschieht und Unterschiede zufällig aufeinandertreffen.“ (Walter Siebel).
Die postpandemische Renaissance der Städte geht freilich nicht von deren Zentren aus, sondern von ihren dezentralen Hubs, Subzentren und kleinteiligen Lebenswelten. Den urbanen Mikro-Welten gehört die Zukunft – ob man sie nun 15 Minuten-Quartiere nennt oder Superblocks wie in Barcelona. Es sind Orte, in denen die Verbundenheit wichtiger ist als die Vernetzung (letztere hat man ohnedies im virtuellen Leben), das erfordert ein achtsames Social Design. Dafür braucht es neue Narrative, neue Räume für partizipative Zukunftsgestaltung: Inspiration + Community + Kreation + Entspannung.

Die neuen Knotenpunkte werden stark von Kultur, Wissen, Innovation und immersiven Erfahrungen geprägt (in diesem Kontext erfolgt auch das Place Making, etwa rund um einen Campus etc.). Diese künftigen ikonischen Orte sind multifunktional codiert, etwa die städtische Bibliothek mit Urban Farming auf dem Dach, Gastronomie, Mobility-Sharing- und Abholstationen vor dem Haus usf. So ein Social Hub der Zukunft ist z.B. in Paris mit der „Green Line“ geplant, einer “essbaren” Brücke über der Seine, in Fischgräten-Form: ein klug austariertes Ökosystem (Kreislaufwirtschaft, urbane Landwirtschaft, Bio-Restaurants, Gewächshäuser, Gärten, Forschungszentrum, Labore usf.). Ein Ort des Genusses, des Forschens und der Begegnung.
Derart hybride Orte machen das gute Stadtleben aus, „wie eine gute Party: Man will nur kurz vorbeikommen und dann bleibt man viel länger als geplant“ (Jan Gehl).
Städte und Standorte vorausschauend bei ihrer Transformation zu begleiten, ist seit 25 Jahren eine der Kern-Kompetenzen des ZTB Zukunftsbüro. Hier einige aktuelle Medien-Berichte dazu:




Danke, Andreas Reiter, für diesen Blick in unsere Zukunft! Die lebendige Begegnungsmöglichkeiten stehen im Zentrum auch unserer Arbeit als Dachverband der Österreichischen Tagungsbranche. Wir verstehen uns als enabler von Möglichkeitsräumen, in welchen zufällig oder nicht, Menschen sich kollaborativ austauschen können. Wie schon Martin Buber zu sagen pflegte: das einzig wirklich Wichtige im Leben sind Begegnungen!
Danke lieber Gerhard Stübe…. Ja, Tagungen sind und bleiben kognitive wie emotionale Möglichkeitsräume… und als solche unverzichtbar!